Friedrich Fehrmann

Friedrich Fehrmann

* 08.11.1920
† 27.08.2015 in Aachen
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Angelegt am 29.08.2015
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viel Kraft mit diesem großen Verlust

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Nachruf Friedrich Fehrmann

30.08.2015 um 19:41 Uhr

Friedrich Fehrmann, Aachens Polizeipräsident von 1971-1985, ist am 27. August in seiner Wahlheimat Aachen verstorben.

 

Er erblickte als 3. von insgesamt 4 Kindern des preußischen Staatsbeamten und späteren Landrat des Kreises Meppen, Friedrich Fehrmann am 8. November 1920 im westfälischen Münster das Licht der Welt.

 

Seine Kindheit und Schulzeit verbrachte er überwiegend im Emsland, wo er in Meppen zusammen mit dem späteren Unternehmer und Leiter des katholischen Jugendwiderstands im Emsland gegen die Nazis, Anton Veltrup, aufwuchs, mit dem er bis zu dessen Tod eng befreundet war.

 

Mit der Entlassung seines Vaters durch die Nazis kam er an das Münsteraner Gymnasium Paulinum, zu dessen Abiturfesten er stets ins geliebte Münster fuhr, an dem er 1939 Abitur machte.

Unmittelbar nach dem Abitur trat er in die Wehrmacht ein und war erst am Frankreich-, dann am Russlandfeldzug beteiligt, wo er im Herbst 1942 als Funker durch einen Granatsplitter schwer verletzt  und ins Lazarett nach Westfalen verlegt wurde, bevor seine 126. Infanteriedivison auf dem Weg nach Stalingrad zerrieben wurde.

 

Nach langer Rekonvaleszenz und Feststellung der Kriegsuntauglichkeit nahm er im Herbst 1943 unter erschwerten Bedingungen das Studium der Staats- und Rechtswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster auf, gleichzeitig engagierte er sich bei der verbotenen katholischen Studentenverbindung Tuiskonia. Das Studium schloss er nach 1. Examen und langem Referendariat 1948 mit der 2. Juristischen Staatsprüfung am Oberlandesgericht Hamm ab. Zum Ende des Krieges wurde er wieder wehrtauglich befunden und kurz vor der Kapitulation in Abwesenheit zum Tode verurteilt, dem er durch Kriegsende entging. Im Jahre 1948 trat er in die allgemeine Verwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen ein und wurde nach mehreren Einsätzen im Innenministerium,  im westfälischen Beckum und an der Bezirksregierung Aachen 1954 stv. Polizeipräsident in Gelsenkirchen. Im gleichen Jahr heiratete er die Aachenerin Marlene Keimes, mit der er 61 Jahre in großer Zuneigung zusammen verbrachte, aus der Ehe gingen acht Kinder hervor.  

 

1958 wurde er an die Bezirksregierung Arnsberg versetzt und leitete dort verschiedene Dezernate. 1962 wurde er als Stellvertreter des Präsidenten an die Kreispolizeibehörde Aachen versetzt, 1964 kam er an die später  aufgelöste Bezirksregierung Aachen, an der er zuletzt Ltd. Regierungsdirektor war. Er leitete dort u.a. die Gewerbe- und Polizeiabteilung.

In dieser Funktion hatte er zusammen mit dem damaligen Polizeipräsidenten Dundalek die Idee, die Zusammenarbeit der Polizeibehörden im Aachener Grenzland auszubauen und insbesondere die Nacheile über die Landesgrenzen zu ermöglichen. Daraus entstand die Arbeitsgemeinschaft NeBeDeAC Pol, deren Vorsitzender und engagierter Vorreiter er von 1971-1985 war. Mehrere der damals entworfenen Regeln wurden zwischenzeitlich gesetzlich verankert.

 

Im Dezember 1971 wurde er Nachfolger des plötzlich verstorbenen Polizeipräsidenten Dundalek und Vorsitzender der Kommission für öffentliche Sicherheit und Ordnung der Euregio Rhein-Maas. Während seiner Amtszeit waren der linke Terrorismus, Mordanschläge auf die iranischen Exilanten und die virulente Hausbesetzerszene  sowie der Neubau des Polizeipräsidiums in der Aachener Soers besondere Herausforderungen. Daneben war ihm die grenzüberschreitende und internationale Polizeiarbeit (so engagierte er sich auch sehr bei Interpol und der weltweiten Polizeivereinigung IPA) ein besonderes Anliegen. Gegen Abschluss seiner Amtszeit erhielt er in Anerkennung seiner Verdienste neben dem Bundesverdienstkreuz auch den Orden Officier van Oranje-Nassau der Niederlande und Officier de l'ordre Léopold II. von Belgien. Seine berufliche Karriere beendete er mit einem Vortrag vor dem Europarat, in dem er sich aus Sicherheitsbedenken gegen die Abschaffung der Grenzkontrollen einsetzte.

 

Neben der Völkerverständigung, dem interkonfessionellen Austausch und Ausgleich waren ihm die Friedenssicherung besonders wichtig, weshalb er seit der Gründung und weit über seine Pensionierung hinaus bei der  deutschen Kriegsgräberfürsorge tätig und deren Bezirksvorsitzender in Aachen war. Dort wehrte er sich mit Verve gegen die ihm seit Kindheitstagen verhasste braune Gosse und die Ehrung von SS-Offizieren. weiterhin engagierte er sich zeitlebens in der katholischen Kirche in den verschiedensten Funktionen.

 

In der Zeit seines Ruhestandes widmete er sich neben den den Aufgaben als Großvater von 13 Enkeln insbesondere der Ahnenforschung. Erst in den letzten beiden Jahren seines Lebens hatte er mit zunehmender Altersschwäche zu kämpfen.

 

Süddeutsche Zeitung

vom 29.08.2015

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