Marita Eggebrecht

Marita Eggebrecht

geb. Kruse
* 01.05.1925 in Lichtenau
† 31.03.2014 in Karlsfeld
Erstellt von
Angelegt am 02.04.2014
4.360 Besuche

Neueste Einträge (13)

mit freundlicher Genehmigung:

08.05.2014 um 18:23 Uhr von Reiner

 

Kreis Paderborn - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Michaela Pitz
Aldegreverstr. 10-14
33102 Paderborn

Vom Singkreis Lichtenau zur Kreismusikschule Paderborn

08.05.2014 um 11:39 Uhr von Reiner

 

Ende der 1940er Jahre hatte Kruse in Lichtenau den „Singkreis der katholischen Jugend“ gegründet, der bald aus dem kulturellen Leben der „kleinen Landstadt“ nicht mehr wegzudenken war. Anfang der 1950er Jahre studierte sie in Köln Musik und fand anschließend an der Pädagogischen Akademie in Paderborn eine Anstellung als Klavierlehrerin. In der Paderstadt hatte sie auch den Gründer und ersten Leiter der Städtischen Musikschule, Professor Heinrich Pape, kennengelernt, der sie in der Ansicht bestärkte, dass auch im Kreis Büren eine Musikschule vonnöten sei. 


Am 25. Juni 1960 sprach „Fräulein Kruse“, so heißt es aus heutiger Sicht politisch unkorrekt in den Akten, bei dem damaligen Bürener Oberkreisdirektor Werner Greve vor, „um an den Kreis die Frage zu richten, ob nicht in der Stadt Büren oder für das ganze Kreisgebiet eine Jugendmusikschule errichtet werden könne“. Hartnäckig verfolgte sie ihr Ziel, trotz aller Probleme. Immerhin war der Kreis Büren damals verkehrsmäßig ungenügend erschlossen und viele Orte mit öffentlichem Personennahverkehr kaum erreichbar. Darüber hinaus waren weder Fachlehrer noch Instrumente oder Notenmaterial verfügbar. Doch die Lösung all der Probleme gelang: Nach vielen Gesprächen gab der Bürener Kreistag am 4. Mai 1961 grünes Licht für die Einrichtung. Natürlich spielten auch damals die knappen Finanzen immer wieder eine Rolle. Kruse verteidigte alle Ausgaben stets mit ihrer Überzeugung, dass dies „„Investitionen für die Zukunft der Kinder und Schüler“ seien. Die Leitung der Einrichtung lag ab Januar 1963 auch offiziell in den Händen von Marita Kruse, die im Hauptberuf nach wie vor als Dozentin an der Pädagogischen Akademie Paderborn war.


Alles in allem entwickelte sich die Gründung der Jugendmusikschule Büren zu einer „Erfolgsstory“. Anlässlich einer Fortbildungsveranstaltung im Bürener Kreishaus im Dezember 1963 bezeichnete der damalige Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Jugendmusikschulen und Mitarbeiter der Jugendmusikschule Leverkusen diese „Schöpfung“ des Kreises Büren als „einmalig“: Während gewöhnlich die Jugendmusikschulen auf einen Ort beschränkt seien, würden im Kreis Büren 700 Kinder in 17 Orten betreut. Und der positive Trend hielt an. Statt der in der Anfangszeit kalkulierten 200 Schüler wurde deren Zahl zum Jahresende 1964 mit 656 angegeben, die in 143 Gruppen von 34 Lehrkräften in 20 Schulorten unterrichtet wurden.


Die Gründerin der Kreismusikschule zog 1966 aus familiären Gründen nach Karlsfeld bei München. Hier erteilte die inzwischen verehelichte Marita Eggebrecht einige Jahre privat Musikunterricht, gründete 1972 eine eigene Musikschule, die sie bis 2003 leitete und dann an die Stadt Karlsfeld übergab.

Marita Eggebrecht hat auch im Paderborner Land bleibende musikalische Spuren hinterlassen: Nach dem Zusammenschluss der Kreise Büren und Paderborn wurde die Schule in Kreismusikschule Paderborn umbenannt. Heute bieten 33 Musiklehrer Musikunterricht für rund 850 Schülerinnen und Schüler an.

Der Kreis Paderborn wird Marita Eggebrecht ein ehrendes Andenken bewahren.

08.05.2014 um 11:36 Uhr von Reiner
Foto 3 für Marita Eggebrecht

Süddeutsche Zeitung

07.05.2014 um 19:21 Uhr von Reiner

Wolfgang Offenbeck, 2.Bürgermeister Karlsfeld

07.05.2014 um 19:13 Uhr von Reiner

 

Lieber Herr Eggebrecht,

liebe Familie Eggebrecht,

sehr geehrte Trauergemeinde!

 

Wir trauern um die Musiklehrerin Karlsfelds, die Gemeinde Karlsfeld trauert um die Gründerin der Musikschule Karlsfeld, Gemeinderat und Bürgermeister Stefan Kolbe, den ich heute vertreten darf, trauern um eine Bürgerin, deren Namen immer mit dem Kulturleben in Karlsfeld verbunden sein wird.

 

Zu den Aufgaben des eigenen Wirkungskreises, wie es in der Gemeindeordnung heißt, den Pflichtaufgaben also einer Gemeinde, gehört es unter anderem, „in den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit“ die öffentlichen Einrichtungen zu schaffen, die „nach den örtlichen Verhältnissen“ für das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Wohl und die Förderung des Gemeinschaftslebens ihrer Einwohner erforderlich sind. Kulturförderung ist damit letztlich Pflichtaufgabe einer Gemeinde. Man sagt sicher nicht zuviel, wenn man feststellt, dass Marita Eggebrecht auf dem Gebiet der Musikerziehung im Grunde eine Pflichtaufgabe der Gemeinde wesentlich übernommen hat. Mehr noch: sie war auf diesem Gebiet die maßgebliche Institution in Karlsfeld.

 

Marita Eggebrecht hat mehrere Generationen von jungen Karlsfeldern an die Musik herangeführt. Ihr ging es nicht nur um das Erlernen eines Instruments, sondern das Erlernte sollte im gemeinsamen Musizieren umgesetzt werden. Die jungen Talente sollten bei gemeinsamen Konzertauftritten ihr Können zeigen. Eine Schule fürs Leben also, die Freude an der Musik mit Persönlichkeitsbildung verband.

 

So gingen aus ihrer Musikschule zwei wichtige kulturelle Ereignisse im Jahreslauf hervor: die Karlsfelder Musiktage und der Tag der Hausmusik. Mindestens so nachhaltig hat Marita Eggebrecht das Kulturleben in Karlsfeld geprägt durch ihre Initiative für ein Sinfonieorchester.  In den 90er Jahren initiierte sie die Idee, ein im Wesentlichen aus Laienmusikern besetztes Sinfonieorchester zu gründen. Dank engagierter Musiker und einer engagierten Organisation, dank zahlreicher hervorragender Gastsolisten und nicht zuletzt vermöge eines Glücksfalls von Dirigenten sind die Konzerte im Saal des Bürgerhauses zu einem kulturellen Höhepunkt im Jahreslauf geworden. Ein hochinteressanter Reigen der verschiedensten Komponisten und Musikstile, ein Abriss und Querschnitt der Musikgeschichte, Musikgenuss in schönster Form, Glücksmomente im Alltag, all das verdanken wir letztlich unserer Verstorbenen.

 

Wie werden wir sie in Erinnerung behalten?

 

Da war bei jeder kulturellen Veranstaltung in Karlsfeld eine Frau mit gerader, ja stolzer Körperhaltung zu sehen, gepflegt, kultiviert, von hervorragenden Umgangsformen. Eine liebenswürdige Frau, charmant, freundlich, aber doch mit einer natürlichen Autorität, umringt von vielen, vor allem jungen Menschen, die auf sie zueilten, um sie zu begrüßen. Eine Frau auch, die in großer Bescheidenheit, großherzig und großzügig, ihr Lebenswerk, die Musikschule Karlsfeld, an die Gemeinde übereignete.

 

Und es bleibt bei jedem Konzert des Sinfonieorchesters Karlsfeld, wenn uns die Musik in eine andere Welt entführt, mit einer anderen Wahrheit konfrontiert, die Erinnerung an eine wunderbare Frau, der wir viel verdanken.

 

Die Gemeinde hat als Zeichen des ehrenden Erinnerns, der Würdigung ihres Lebenswerks und der Trauer einen Kranz niedergelegt.

 

 

Weitere laden...