Emese Maria Zavory

Emese Maria Zavory

* 20.05.1941 in Budapest
† 23.07.2021 in München
Erstellt von Michael Eichin
Angelegt am 24.12.2021
1.931 Besuche

Über den Trauerfall (10)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Emese Maria Zavory, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

30.09.2022 um 15:20 Uhr von Michael
Foto 1 für Emese Maria Zavory

01.03.2022 um 01:42 Uhr von Michael
Foto 2 für Emese Maria Zavory

01.03.2022 um 01:20 Uhr von Michael

Ulrike Ostermayer hat geschrieben:

Begegnung mit Emese

Meine erste Begegnung mit Emese war während meiner Vorbereitungszeit für die Aufnahme in einer Bildhauerklasse an der Münchner Kunstakademie. Damals wurde Emese von den Professoren der Münchner Kunst- Akademie sehr empfohlen. Sie war bei ihnen mit ihren künstlerischen Werken, die oft soziale Probleme von Randgruppen darstellen, hoch angesehen.

So verbrachte ich ein Jahr, zweimal wöchentlich in ihrem Atelier in der Georgenstraße um in kleinen Gruppen die Feinheiten der Zeichnung und des Modellierens zu erlernen. Außergewöhnliche, meist am Rande der Gesellschaft stehende, Menschen standen Modell. Emese hatte ein großes Talent ihre Schüler zu begeistern und ihnen für die künstlerische Umsetzung eine sensible Wahrnehmung zu vermitteln.

In einem sehr lebendigen Ambiente war es nicht nur ihr Anliegen uns mit künstlerischen Fähigkeiten auszustatten, auch für das leibliche war immer gesorgt. Emese war ein sehr sozialer, gebender Mensch mit einem großen Herz. Obwohl sie selbst immer mit vielen finanziellen Nöten und gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu kämpfen hatte, sah sie es als ihre Aufgabe sich um arme Menschen oder auch um kranke und hungrige Tiere zu kümmern. Nicht selten waren bedürftige Tiere in ihrer Wohnung untergebracht, welche zu einer ganz eigenen Lebendigkeit beitrugen. Mit ihrem feurigen, redseligen Temperament ließ sie uns in ihre ganz eigenen Welten eintauchen. Nach ihren Kursen begab sie sich mit vollgepacktem Fahrrad wieder auf den Weg, um in diversen Läden Futter zu beschaffen, sei es beim Metzger oder Bäcker oder in sonstigen Läden. Ruhelos zog sie unermüdlich durch die Nächte um all ihre Tiere zu versorgen. Im Morgengrauen kehrte sie dann erschöpft nach Hause, um sich für den kommenden Tag etwas zu erholen. Emese war eine begabte Künstlerin, die ihr Leben mit vielen sozialen Aufgaben füllte und sich selbst und ihre Kunst oft in den Hintergrund stellte. Auf jeden Fall eine sehr spannende, ungewöhnliche Frau!

Ulrike Ostermayer

 

 

01.03.2022 um 01:17 Uhr von Michael
Erinnerungen und Geschichten zu Emese
von Cambra

Emese Zavory war eine große Künstlerin, eine begnadete Bildhauerin. 
Ihr Weg war ein Künstlerinnenweg und sie hat ihn so leben können
, weil sie sich nie zu schade war, um fürs Überleben auch „Kleines“ zu machen. 
So ist sie schon auf der Kunstmeile der Leopoldstrasse gestanden 
und so hat sie es auf dem Schwabinger Weihnachtsmarkt gemacht.
Sie hat auf der Leo bei Wind und Regen gearbeitet, in die Nacht hinein, 
ganz allein, wenn alle anderen bereits zu Hause waren.  
Mit einem kleinen Schirm und einer Plastikplane hat sie 
ihre Silberarbeiten vor Ort hergestellt und verkauft.  
Auch in ihrer Bude auf dem Markt war nachts oft ein Lichtschimmer zu sehen, 
weil sie, wie auf der Leo, gearbeitet hat. 
Das eine war ihr „Brottanz“, das andere war der Tanz der Künstlerin, 
die eindrückliche, wunderbare Werke geschaffen hat, die große Anerkennung erfahren haben. 

Emese war ein aussergewöhnliche Frau. 
Würde man einen Film über sie und ihr Leben sehen, 
wünschte man sich vielleicht, sie gekannt zu haben. 
Als junge Frau in Ungarn war sie Schönheitskönigin. 
Ja, sie war sehr schön und sie war ganz natürlich. 
Es gab eine große und unglückliche Liebe die Schönheitskönigin und der Boxer.

Hat man Emese auf der Straße getroffen, 
lag der Gedanke nahe,
dass sie obdachlos ist, vielleicht eine Bettlerin. Äusserlichkeiten hatten für sie keine Bedeutung. Ein bisschen war es bei ihr so wie in Tibet mit der als Bettlerin verkleideten Yogini. Ein bisschen der erste Eindruck trügt. Emese hat nicht gebettelt, sondern sie war großzügig, hat immer gerne was verschenkt. Und für die Tiere hätte sie alles getan. Gut, dass sie die Tauben gefüttert hat,
das war nicht allen recht.
Da könnte sie auch etwas übertrieben haben. Aber ihr Anliegen war es, den Tieren zu helfen. Sie hat überhaupt ein starkes Herz gehabt für die, die am Rand der Gesellschaft stehen, für die Outlaws, für die, die nicht gesehen sind. Das spiegelt sich in ihren großartigen Skulpturen wider. Emese hat in einer Altschwabinger Atelierwohnung gelebt
und dort Menschen
empfangen, Unterricht gegeben,
ihre Tiere gehabt,
Leute zum Essen eingeladen.
Eine Lehrende war sie auch.
Aufgefallen ist in früheren jahren, dass ihre Bude immer junge Männer aufgebaut haben. Im Gespräch mit ihnen ist rausgekommen,
dass es ihre Schüler waren,
die sie sehr mochten und verehrt haben, als Mensch,
als Lehrerin,
als Mentorin.
Sie war gesehen und wertgeschätzt von ihnen.
Vielleicht war es bei ihr ja überhaupt so,
je näher man ihr kam,
umso mehr war ihre Warmherzigkeit, das Funkeln ihrer Augen, ihre Besonderheit zu sehen und umso mehr ist die Wertschätzung gekommen. Sie hat mir etwas ganz Wichtiges vermittelt nicht abfällig auf wen zu schauen, sich nicht von Äußerlichkeiten blenden zu lassen
und die Schätze hinter
einem seltsamen ersten Eindruck zu sehen.

 

Über Emese

01.03.2022 um 01:06 Uhr von Michael
Liebe AustellerInnen des Schwabinger Weihnachtsmarkts,
 1976 haben
Ritzer, Kuntze und ich den WM gegründet. Auch Emese hat sich bald mit ihren Kleinpastiken zu uns in diesen schwierigen Jahren gesellt. Wir, Emese, Ritzer und ich, kannten uns von der Akademie. Als begabte Bildhauerin hob sie das Niveau auf dem K. Markt. Einige gute Arbeiten erinnern heute noch im öffentlichen Raum Münchens an ihr künstlerisches Wirken. So bleibt sie uns weiterhin in Erinnerung. Sie war nie angepasst, hilfsbereit und vielleicht in ihren letzten Jahren sehr einsam. Sicherlich eine Persönlichkeit, die manchen zum Widerspruch verleitete. Sich ihrer zu schämen, heißt Angst vor der eigenen Zukunft zu haben.
Als einer der Gründer des WM werde ich ihre Teilhabe an unserem Kunstmarkt nicht verheimlichen.
Gruß
Gert Neuner
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