Max Willner

Liebe Angehörige von Max Willner,

selten kommt in einer Traueranzeige der Begriff "Schachspieler" vor und wird
eine Schachfigur abgebildet. Bei Max Willner ist dies der Fall.

Max Willner verkehrte Ende der 1980er Jahre in unserem Schachklub. Ich meinte,
er sei auch Mitglied gewesen, konnte dazu aber in meinen Akten nichts finden.

Er war kontaktfreudig, zugewandt und mitteilsam, insgesamt sehr sympathisch. In meiner Erinnerung steht
er mit einer mächtigen Haarmähne vor mir.

Einmal hat er ein Freundschaftsspiel organisiert zwischen unserem Verein und
seinem Heimatverein Eichstätt. Wir fuhren in zweistelliger Zahl nach Eichstätt.
Dort standen uns aber nicht genügend Eichstätter Spieler gegenüber, so dass
einer von uns für den Eichstätter Verein spielte.

Gleich nach der Wende suchte er sich einen Wirkungskreis in Altenburg in
Thüringen. Auch durch meine Untätigkeit ist der Kontakt dann abgebrochen. Mir ist verständlich, dass er mit dem Aufbau des völlig neuen Lebensumfelds
sehr in Anspruch genommen war.

Soweit ich es beurteilen konnte, war er ein sehr guter Jurist, und ich bin
sicher, dass er ein exzellenter "Strafveteidiger" wurde. Eine Probe gab er noch
in München, als er mir überzeugend half.

Sie nennen ihn "Philosoph". Das zeichnete sich damals beim jungen Max Willner
noch nicht ab. So bleibt mir nur das Raten. Ist es eine denkbare Reaktion, wenn man als Strafverteidiger in die Abgründe des Lebens zu blicken nicht vermeiden
kann, sich der Philosophie zuzuwenden ? Oder hat seine schon immer einfühlsame Art gepaart mit einer Altersmilde ihn für Sie zum Philosophen gemacht ?

Er ist viel zu früh gegangen. Zu Ihrem herben Verlust spreche ich Ihnen mein
herzliches Beileid aus.

Mit besten Grüßen
Dr. Herbert Stöhr
Vorsitzender des Schachklubs München Nord von 1983 bis 1993