Ted Herold

Ted Herold

* 09.09.1942 in Berrlin-Schöneberg
† 20.11.2021 in Dortmund-Berghofen
Erstellt von
Angelegt am 24.11.2021
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Kondolenzen (1)

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Kondolenz

Erinnerung an Ted Herold

28.11.2021 um 16:44 Uhr von Jan K.

Für mich war Ted Herold ein Stern vom Schlagerhimmel, und zwar ein zum Greifen naher. Ich glaube, es war 1960 oder 61, da wohnte er nämlich in Bad Homburg in der Höhestraße, etwa fünfzehn Minuten Gehweg von meinem Zuhause entfernt. Im Sommer wurde er gelegentlich im Schwimmbad am Seedammweg gesehen mit einem für damalige Verhältnisse ziemlich laut laufenden Transistorradio. Hübsche Mädchen platzierten sich in seiner Nähe oder stolzierten unauffällig auffällig an seinem Badetuch vorbei und wir Jungs mit unseren dreizehn oder vierzehn Jahren schielten mehr neidisch zu ihm rüber und waren uns sicher, dass er mit dem Transistorradio nur vor den Mädels angeben wollte. Trotzdem gab ich natürlich mein Maple-Leave-Kaugummibild von ihm nicht zum Tauschen frei.

Es war die Zeit, als ich meine ersten Gitarrenakkorde einigermassen flott runterspielen konnte, und wenn ich meine Ohrwürmer spielte und sang, schlug meine persönlich Traumwelt schon mal den ein oder anderen Purzelbaum. Ted Herold war gerade fünf Jahre älter als ich, und warum sollte mir nicht auch die Schlagerwelt offen stehen. Ich fand jedenfalls meine Singerei schon recht gut und die Gitarrenakkorde passten auch meistens dazu. Besonders gerne ahmte ich Freddy Quinn’s sehnsuchtsgeladene Lieder nach, aber ich konnte auch flott spielen und das war meines Erachtens nicht weit vom Rock’n Roll entfernt. Manchmal versuchte ich mich an eigenen Liedern und 'Ted-Herold-in-unserer-Stadt' motivierte mich, ein flottes Lied von Sehnsucht und Liebe zu schreiben und mit mir bekannten Gitarrengriffen melodisch zu verschönern.

Bald konnte ich das Lied flott 'runterocken' und in mir reifte der Plan, es Ted Herold vorzuspielen. Ich beriet mich mit einem Klassenkameraden, der auch etwas Gitarre spielte, und eines nachmittags gingen wir zu dem Haus, von dem wir glaubten, dass dort der deutsche Elvis Presley wohnte. Wir waren uns nur ungefähr sicher und betraten vorsichtig und unsicher das große Mehrfamilienhaus, als uns im Hausflur eine Frau fragte, wohin wir mit der Gitarre wollten. Zu Ted Herold, erwiderte ich. Der habe ein Zimmer in der Mansarde, sei aber im Moment nicht zuhause. Wir sollten es anderntags noch einmal versuchen. Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Ermutigung zogen wir wieder von dannen, fest entschlossen, den Besuch zu wiederholen.
Ein paar Tage später gingen wir direkt hinauf zur Mansarde, klopften an die Tür und kurz darauf stand Ted Herold, der deutsche Elvis, vor uns . 'Na, was wollt ihr denn?', fragte er freundlich. 'Ich habe ein Rock’n-Roll-Lied komponiert', antwortete ich schüchtern, 'das ich ihm gerne vorspielen möchte, was er davon hält, und ob er es vielleicht gebrauchen kann'. 
Er reagiert etwas verwundert, bat uns in sein Zimmer und mich, das Lied vorzutragen. Ich weiß nicht mehr wieviel Strophen das Lied hatte, aber ich sang und spielte es mit jeder Strophe sicherer und überzeugender.  Er hörte interessiert zu, nahm meine handschriftliche Abschrift mit Text und Akkorden, bedankte sich freundlich und meinte: 'Mal sehen, was sich da machen lässt'.
Ich hörte sofort in der Formulierung den Unterton, dass er da wohl nicht ganz so viel machen werde. Er stellte uns noch ein paar persönliche Fragen, nach Geschwistern und wie alt meine Schwestern seien, und dann gingen wir wieder. An der Tür bat er mich, meine mittlere Schwester, die gleichaltrig mit ihm war, zu grüßen und zufrieden mit uns selbst zogen wir davon.

Natürlich habe ich nichts mehr von ihm gehört. Mein künstlerisches Werk und der Vortrag waren wohl nicht so überzeugend. Leider gibt es davon kein Exemplar mehr. Aber seitdem hatte Ted Herold in meinem Inneren einen kleinen Platz, auch wenn mich seine Musik weniger ansprach.