Werner Kofler

Werner Kofler

* 23.07.1947 in Villach, Kärnten
† 08.12.2011 in Wien
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Angelegt am 12.12.2011
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Kondolenzen (1)

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Kondolenz

Mit jeder Zeile, die ich von ihm lese, trauere ich mehr über Werner Kofler

03.02.2012 um 17:44 Uhr von Meier Pirmin

Wer nur weiss und erfährt, was über Kofler so gesagt und geschrieben wird, und sei es Lob von vermeintlich Gleichgesinnten, hat von diesem Poeten wenig bis nichts mitbekommen, man ziehe es vor, sich dem Sog seiner Texte zu überlassen, etwa "Zu spät", fast denkt man, es sei der Selbstnachruf eines Rauchers, nein etwas ganz anderes, aber doch ein "Vorlaufen in den Tod", ein Stück über die letzten Dinge, wie man es in den vergangenen Jahren nur von den wenigsten Autoren, vielleicht von gar keinem, wahrgenommen hat. Und Ida H. bleibt wohl einer der genialsten und eindrücklichksten und menschlich-unmenschlichsten Psychiatrieromane der deutschen Literatur, der Schriftsteller E.Y. Meyer, wie Kofler ein bedeutender Aussenseiter, las mir vor einigen Wochen im Berner Lokal "Zum Sternen" (Bümpliz) daraus vor. Ein fürwahr beeindruckendes sprachliches Potential. Indes kann ich mir in "Zu spät" die vermeintliche Abrechnung mit Leni Riefenstahl schenken, ein Nebentext von Kofler, hier würde Recherche mehr bringen als Polemik und Leni hat nachträglich ihre Strafe der Ausgrenzung fürwahr gehabt, und sie war mindest gleich genial allerdings zeitweilig erfolgreicher als Kofler, und hätte sie jene sogenannten später ermordeten Zigeuner nicht gefilmt, was hätte sich an deren Schicksal schon geändert? Wie auch immer, natürlich muss man etwas hassen, sich von etwas moralisch abgrenzen können, und sei es sogar Dürrenmatt, der nun halt mal sogar noch genialer und tausendmal erfolgreicher war als der Kärntner in Wien. Aber der Werner Kofler, das schwöre ich, hat Texte gemacht, im Vergleich zu denen ich mich mit Thomas Bernhard nur langweile. Und seine Apotheose des Rauchens erinnert mich an meinen genialischen verstorbenen Studienkollegen Hermann Burger (1942 - 1989), Bachmannpreisträger, der sich leider Ende Februar vor 23 Jahren das Leben genommen hat unter dem Motto das Artistischen, des Zigarristischen und des Cimeterischen. Wie gerne hätte ich diesen meinen Jahrgänger Werner Kofler noch irgendwannmal persönlich kennengelernt, aber es reichte mir nie zu den Literaturtagen in Leukerbad und eingeladen dorthin wurde ich auch nie, wiewohl ich als einziger etwas hätte lesen können über den Aufenthalt des Villachers Paracelsus dortselbst und dessen Heilkunst. Nun sind sie tot, die genialen Villacher, und Kofler, so scheint es mir, war ein menschgewordenes Fanal gegen die Rauchverbote und am Ende einfach nur ein grossartiger Poet.

Pirmin Meier, Autor, Paracelsus-Forscher, CH-6215 Beromünster, 1993 Redner an der Verleihung des Paracelsus-Rings der Stadt Villach an den Philosophen Hermann Lübbe, eine Auszeichnung, die Kofler mindestens ebenso sehr verdient hätte, um seiner Ida H. willen!